Von Schmiedefeuern, Feuerpausen und Brennstoffen

Von Schmiedefeuern, Feuerpausen und Brennstoffen

Eine wichtige Voraussetzung für das Gelingen der Schweißarbeit war ein gut funktionieren-des Schmiedefeuer. Es mußte während des Schmiedens ständig mit einem Eisen geschürt und mit Luft versorgt werden, um die zum Schweißen notwendige Temperatur von etwa 1200° zu halten. Elektromotorische Gebläse, die in Fröndenberg seit dem Bau des Elektrizitätswerkes 1905 die bis dahin üblichen per Fuß oder per Dampfkraft betriebenen Blasebälge ersetzen, sorgten für die Luftzufuhr in der Esse. Vom Gebläse aus gelangte die Luft durch ein System von Röhren zur sogenannten Schmiedeform, einem länglichen Eisenklotz, durch den ein innerer Luftkanal führte.

Die Schmiedeform war mit Lehm in die Seitenwand der Esse eingemauert und verband die äußere Luftröhre mit der Feuerstelle (Abbildung).

schmiedefeuern_1Die Versorgung des Feuers mit Luft wurde vom Schmied durch das Auf- und Zudrehen eines Hahns, der sich an der äußeren Luftröhre befand, gesteuert. Der Schmied mußte darauf achten, das die Pinne und Kettenglieder dem Gebläsewind nicht unmittelbar ausgesetzt waren, weil dadurch die Erwärmung verzögert und ungleichmäßig erfolgte. Schließlich konnte der Sauerstoff des Gebläsewindes aber auch bewirken, das der Stahl verbrannte und eine Zunderschicht bildete, die keinesfalls eingeschmiedet werden durfte.

Als Brennstoff für das Schmiedefeuer wurde Koks verwendet, d. h. Steinkohle, die u. a. von Schwefel gereinigt war, der den Werkstoff Stahl während des Glühens im Feuer veränderte und brüchig werden ließ. Im Laufe der Zeit wurde in den Kokereien ein ganz spezieller Schmiedekoks entwickelt, der in seiner chemischen Zusammensetzung auf die Bedürfnisse der Stahlverarbeitung ausgerichtet und in verschiedenen Größen lieferbar war. Die Größe der gebrochenen Koksstücke richtete sich nach der jeweiligen Kettenstärke: So wurde für schwere Ketten in der Regel groberer Koks verwendet, weil er länger glühte als die fein gebrochene Sorte, die für die dünneren Ketten benötigt wurde.

Durch die Luftzufuhr und das Glühen des Stahls bildeten sich in der Esse Schlackerückstände, die zu Verunreinigungen der in Arbeit befindlichen Kettenglieder führen konnten. Folglich mußte das Schmiedefeuer regelmäßig in der sogenannten Feuerpause gereinigt und von der Schlacke befreit werden. Je nach Menge und Stärke der geglühten Pinne und Kettenglieder war schon nach etwa zwanzig Minuten eine Unterbrechung erforderlich. Der Schmied ließ das Feuer solange abkühlen bis die flüssige Schlacke ertarrt war und mit einem Eisen herausgenommen werden konnte. Natürlich bot ihm die Feuerpause auch eine Möglichkeit, sich kurzzeitig von der schweren, schweißtreibenden Arbeit am Feuer zu erholen und etwas zu trinken, um den bei der Arbeit erzeugten starken Flüssigkeitsverlust in seinem Körper wieder auszugleichen.

Quellenangabe:

Dr. Marita Pfeiffer: „Fröndenberger Kettenbuch“