Krankenhäuser

Die Fröndenberger Krankenhäuser

Bis in die 1920er Jahre existierte in Fröndenberg lediglich ein Krankenhaus in der Trägerschaft der evangelischen Kirchengemeinde.

Dieses Gebäude an der Freiheitstraße, 1887 erbaut, wurde mehrfach umgebaut und erweitert, zuletzt nach einem Dachstuhlbrand Ende der 1950er Jahre. Im Winter 1979/80 wurde das Gebäude abgerissen, heute stehen dort die Häuser der Altenwohnanlage „Wohnpark Stift“.

Wesentliche Förderer des Krankenhausbaus in Fröndenberg waren im 19. Jh. der seinerzeit einzige praktische Arzt im hiesigen Raum, Dr. Friedrich Bering, der Fabrikbesitzer Wilhelm Himmelmann (Papierfabrik Himmelmann, dort wo noch heute der „Fröndenberger Trichter“ steht und das Areal des Kettenschmiedemuseums zu finden ist) und der evangelische Pfarrer Karl zur Nieden.


Das evangelische Krankenhaus vor der Erweiterung in den 1920er Jahren

Ab Mitte der 1920er Jahre erbaute auch die katholische Kirchengemeinde ein eigenes Krankenhaus in Fröndenberg auf dem Hirschberg. Basis war das erst im Rohbau fertig gestellte Wohnhaus der Fabrikantenfamilie Keune, Besitzer der Isolierrohrwerke an der Ardeyer Straße; später wurde daraus das Unionwerk III.

Die Firma musste in der Inflationszeit Konkurs anmelden, entsprechend stoppte auch der Bau des geplanten und reichlich groß dimensionierten Hauses.

Es entstand unter wesentlicher Förderung durch den katholischen Ortsgeistlichen Heinrich Schmallenbach das Marienhospital; insgesamt etwas kleiner als das ev. Krankenhaus.

Im zweiten Weltkrieg wurde das Marienhospital ab 1941/42 das zentrale Krankenhaus für die Behandlung erkrankter oder verunfallter Zwangsarbeiter im östlichen Ruhrkohlenbezirk. Viele der Patienten verstarben in Fröndenberg an den Folgen ihrer Verletzungen oder an Seucheninfektionen und wurden auf dem Gelände des jüdischen Friedhofs an der Springstraße beigesetzt.

Gegen Ende des Krieges dienten dann beide Häuser der Versorgung der verwundeten Soldaten und Zivilisten entlang der Frontlinien im Endkampf um den sogenannten „Ruhrkessel“.

Das kath. Marienkrankenhaus in den 1950er Jahren

Anfang der 1960er Jahre entsprachen beide Einrichtungen nicht mehr dem Stand der modernen Medizintechnik und auch nicht mehr dem Standard einer zeitgemäßen Unterbringung der Erkrankten. Die Sanitäreinrichtungen waren nicht mehr tragbar.

Die Planungen sahen zunächst seitens der Kirchengemeinden 1961 ein „Simultankrankenhaus“ vor; dieser Plan scheiterte aber aus verschiedenen, auch konfessionellen Gegensätzen. Im Februar 1964 fiel die Entscheidung, dass beide Häuser getrennt erhalten bleiben und modernisiert werden sollten; auf 110 Betten evangelisch und zusätzliche 40 Betten katholisch (Stand Februar 1964 durch Beschluss des NRW-Arbeits- und Sozialministeriums). Gleichzeitig wurde ein kompletter Neubau im benachbarten Wimbern mit 220 Betten beschlossen. Bis 2011 war das Wimberner Krankenhaus in Betrieb, in dem nach Schließung der Fröndenberger Häuser viele Bewohner unserer Stadt geboren wurden oder dort auch verstarben.

Im Herbst 1964 waren die Planungen der beiden Kirchengemeinden für die Um- und Neubauten fertig und wurden dem Stadtrat und der Amtsversammlung vorgelegt.

Deckungslücke katholisch 750.000,- DM, evangelisch 1,28 Mio. DM. Die Amtsversammlung lehnte ab und der Stadtrat unter dem mittlerweile neuen Bürgermeister Friedrich Droste (SPD) unternahm einen neuen Einigungsversuch für den Bau eines Simultankrankenhauses. Im Juni 1965 scheiterte der Plan, da die Evangelischen zustimmten, die katholische Seite aber aus „weltanschaulichen und wirtschaftlichen Gründen“ gegen einen gemeinsamen Neubau votierte. Im Februar 1966 wurde ein Gutachten auf der Basis von 200-220 Betten für einen kompletten Neubau vorgelegt, der in Form einer GmbH unter Beteiligung des Amtes, der politischen Gemeinden, des Kreises und der Kirchengemeinden betrieben werden sollte.

Im August 1966 verhängte das Land NRW einen finanziell bedingten Baustop für alle Krankenhausneubauten. Bis Ende 1968 ruhte jede weitere Planung.

Im Juni 1969 kam wieder Bewegung in die Sache. Arbeits- und Sozialminister Werner Figgen besuchte Fröndenberg. Es wurde beschlossen, dass sich die Konfessionen die zukünftige Versorgung von alten Menschen und Kranken teilen sollten. Während die kath. Kirche in eigener Trägerschaft das Marienhospital zu einem Seniorenzentrum um- und ausbauen wollte, sollte die evangelische Gemeinde einen Neubau des Krankenhauses stemmen, jeweils natürlich mit Zuschüssen der Stadt, der Bezirksregierung und des Landes.

So sollten insgesamt 195 Altenheimplätze, 45 Pflegeplätze für alte Menschen und 200 Krankenhausbetten mit den Schwerpunken Innere Medizin und Chirurgie zur Verfügung stehen.

Im Oktober 1970 lehnte die Westfälische Landeskirche die zukünftige Betreibung des Krankenhauses ab und schlug eine gemeinsame Betriebsführung mit der Stadt vor, der Stadtrat lehnte dies ab und wollte das Krankenhaus in Eigenregie betreiben.

Im November 1970 erfolgte der erste Spatenstich zum Um- und Neubau des Altenzentrums auf dem Hirschberg unter Nutzung der Bausubstanz des ehem. kath. Krankenhauses „Marienhospital“.

Im November 1971 stand das Gelände am Hirschberg als Bauplatz für ein neues städtisches Krankenhaus fest.

1972 unterzeichnete die Stadt einen Vertrag, in dem sie sich verpflichtete, nach Umzug in den Neubau das alte evangelische Krankenhaus in der Freiheitstraße auf ihre Kosten abreißen zu lassen. Ebenso ging 1972 der Betrieb des alten Hauses auf die Verantwortung der Stadt über.

Im September 1974 erfolgte die Grundsteinlegung für den Neubau durch NRW-Sozialminister Werner Figgen, die Eröffnung war für 1977 geplant. Das Land zahlte 22 Mio. DM Zuschuss zu den Baukosten. Tatsächlich wurde der Zeitplan eingehalten und im März 1977 das Krankenhaus eröffnet.

     

Das neue Krankenhaus am Tag seiner Eröffnung

Im Dezember 1977 folgte das Richtfest für die Kindertagesstätte am neuen Krankenhaus.

Bereits 1980 entstand ein Betriebsverlust von 2.4 Mio. DM, 1981 von 2,8 Mio. DM, 1983 von 3,2 Mio. Im August 1981 wurde der Geschäftsführer der KrankenhausGmbH, Manfred Koenig, abberufen, interimistisch übernahm Stadtdirektor Heinz Rebbert dessen Funktion.

Im März 1982 wurde Thomas Brunzel neuer Geschäftsführer.

Im Juli 1982 wurde wegen chronischer Unterbelegung eine zusätzliche Abteilung für Rheumatologie angedacht.

Im Januar 1983 wollte das Land wegen der anhaltenden Unterbelegung und Kostenunterdeckung das Krankenhaus zunächst „unter Aufgabe der Grundversorgung“ zu einer Spezialklinik für Rheumatologie und Orthopädie umwandeln.

Im März 1983 besuchte Gesundheitsminister Friedhelm Farthmann Fröndenberg, die Umwandlung war zwar nun vom Tisch, aber ein Sparkonzept wurde gefordert, 5 Ärzte und 18 Angestellte seien zu viel. Ab Mai gab es eine Sparkommission des Krankenhaus-Verwaltungsrates aus je einem Vertreter der SPD, CDU und FDP.

Im August 1983 wurde über einen Trägerwechsel in die Hände der evangelischen Diakonie oder der privaten „Paracelsus-Gesellschaft“ nachgedacht und über eine Zusammenarbeit mit dem ev. Krankenhaus in Unna. Pfarrer Kessler (ev.) betonte, die Kirche sei immer Träger der Krankenversorgung gewesen.

Im Sommer 1983 drohte die Schließung der Kindertagesstätte am Krankenhaus.

Ende August 1983 beschloss der Stadtrat mit einer Stimme Mehrheit den Verkauf des Krankenhauses an einen privaten Träger unter Zusicherung der weiteren Grundversorgung für die Bürger der Stadt oder den Verkauf an die ev. Kirche.

Im September gründete sich ein privater „Verein zur Rettung und Erhaltung“ des Krankenhauses.

Im September 1983 kam erstmals als dritte Alternative der Rückkauf durch das Land ins Gespräch und die Einrichtung einer Justizklinik, wodurch aber die „Grundversorgung“ gefährdet war. Ende September schied der Privatinvestor „Paracelus“ aus, neue Gespräche mit möglichen kirchlichen Trägern wurden gesucht. Düsseldorf favorisierte die Justizklinik.

Im Mai 1984 demonstrierten 2.000 Bürger gegen die Schließung des Krankenhauses.

Im Frühsommer berichtet der STERN überregional über die Fröndenberger Krankenhausfrage. Die Bevölkerung zeigte sich besorgt über das Sicherheitsrisiko einer Justizklinik für die Bürger.

Der Haushalt der Stadt wurde wegen der Krankenhaus-Defizite nicht mehr vom Kreis und vom Land genehmigt. Nicht nur dem Krankenhaus, auch der Stadt drohte der finanzielle Kollaps.

Am 16. Mai 1983 stimmte der Stadtrat mit 20:18 Stimmen „für die Rückgabe des Versorgungsvertrages an das Land NRW“ und damit für die Schließung als allgemeines Krankenhaus. Übergabetermin an das Land war dann der 30. Juni 1984.

Am 1. Juli 1984 wurde Fröndenberg vom Krankenhausbedarfsplan gestrichen.

Im Oktober begann der (zunächst ambulante) Betrieb des Justizkrankenhauses.

Bis heute hält sich hartnäckig das Gerücht, von Anfang an sei das Haus von der Landesregierung als zukünftiges Justizkrankenhaus geplant worden. Als Beweise gelten bis heute fehlende Balkone in den Obergeschossen und fest verschraubte Tische und Stühle…

Die Krankenhausversorgung vor Ort gehörte der Vergangenheit an.

     

Die heutige „Kliniklandschaft“ in Fröndenberg: oben die heutige Justizvollzugsklinik,

unten das ehemalige Marienkrankenhaus mit den ringsum ab 1971/72 neu errichteten Altenwohnanlagen – dem Komplex „Schmallenbach-Haus“

Das Stiftsgebäude

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Fröndenberg um 1960

 

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